Chöd ist ein lebendiges buddhistisches Erbe. Begründet wurde die Praxis vor bald tausend Jahren im alten Tibet auf der Basis der buddhistischen Lehren, aber ihre Gültigkeit hat sie auch heute in unserer Zeit.
Machig Labdrön
Machig Labdrön wurde im 11. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Tibet geboren. Sie war ein aussergewöhnlich begabtes Mädchen, das sich sehr früh für den spirituellen Weg entschied und mit grosser Hingabe die buddhistischen Lehren studierte und praktizierte.Neben anderen Lehrern begegnete sie als junge Frau mehrere Male dem grossen indischen Meister Padampa Sangye, der ihr wichtige Übertragungen und Anweisungen gab. So schuf sie die Praxis des Chöd, welche sich über ganz Tibet und bis nach Indien verbreitete, und die sie als grosse Yogini berühmt machte. Machig Labdrön gab die ihre Lehren an ihre Kinder sowie an zahlreiche Schülerinnen und Schüler weiter. Durch die Jahrhunderte verbreitete sich das Chöd in ungebrochener mündlicher Überlieferung bis auf den heutigen Tag in allen Traditionen des tibetischen Buddhismus.Lama Tsongkhapa, der grosse Reformator und Begründer der Schule der Gelugpa, förderte diese Praxis und war darauf bedacht, dass die Chöd-Praxis, wie sie in seinem Stammkloster Ganden gelehrt wurde, korrekt weitergegeben wurde.
Abschneiden
Chöd, sich auf dem altruistischen Weg der Weisheit annähern. Chöd bedeutet „Abschneiden“. Abgeschnitten wird das Greifen nach dem Selbst, das uns hindert, tiefgründige Einsicht zu erlangen. Durch die Überwindung des egoistischen, gewohnheitsmässigen Denkens und Verhaltens kann sich die natürliche Offenheit, Klarheit und Feinfühligkeit unseres Geistes manifestieren.In Ganden Chökhor werden vor allem die zwei Gelug-Übertragungslinien des Chöd gelehrt. Das Wensa-Chöd wurde vom grossen Pabonka Rinpoche und von Song Rinpoche gefördert.Das fast vergessene „Geflüsterte Chöd der Dakinis“, das Schiwa-Lamsab-Chöd, wurde von Seiner Heiligkeit Khalka Jetsün Dampa bewahrt und 2002 in die Schweiz übertragen. Der Ehrwürdige Lodrö Rinpoche hat beide Linien intensiv studiert und praktiziert.
Die Praxis des Chöd
Die beiden Linien sind in ihrer Wirkung gleichwertig. Die Texte sind jahrhundertealt und geben der Praxis einen äusserlichen Leitfaden.Sie werden zum Teil gesungen und mit Trommel und Glocke begleitet. Die wunderschönen alten Melodien wie auch die Trommel- und Glockentechnik können gelernt werden.Der wichtigste Aspekt der Chöd-Praxis ist die Visualisation. Durch Üben kann sie verfeinert und mit der individuellen Weisheit und dem Mitgefühl der Praktizierenden verstärkt werden.Die altruistische Haltung des selbstlosen Gebens steht im Zentrum des Chöd.
In Ganden Chökhor wird unter der Leitung von Lama Lodrö Rinpoche ein mehrjähriger Ausbildungsgang zur Theorie und Praxis des Chöd entwickelt. Die Kurse werden in verschiedenen aufeinander aufbauenden Modulen angeboten.
Chöd-Kurse
In Ganden Chökhor bieten wir eine Ausbildung in die Tradition des Chöd. Das Ziel ist, dass die Schülern lernen, diese Praxis mit Trommel, Glocke, Rezitation und allen Visualisationen selbständig durchzuführen. Dazu bieten wir eine Ausbildung in mehreren Modulen an.
Chöd (gCod, oder auch Cö) entstand aus dem Wunsch, Prajnaparamita zu praktizieren. Prajnaparamita ist zentrale Lehre des Buddha Shakyamuni in der er auf dem Geiergipfelberg vor einer grossen Schar Zuhörer lehrte, wie die Phänomene wirklich existieren und wie wir unsere falsche Sicht der Dinge korrigieren können, um schlussendlich die Erleuchtung zu erlangen. Macig Labdrön, die tibetische Yogini gründete auf der Basis dieser Lehren die Praxis des Chöd, die zu einer sehr effektiven tibetisch-buddhistischen Meditation wurde.
In Ganden Chökhor wird die Praxis des Chöd gemäss der Gelug-Linie gelehrt. Es gibt in dieser Tradition zwei Überlieferungen, die Wensa-Tradition, nach dem grossen Meister Wensapa Lobsang Döndrup, der von 1505 bis 1556 lebte und die Shiwa Lamsab-Tradition, die geflüsterte Linie der Dakinis. Beide Linien verfügen über eigene Einweihungen, eigene Praxistexte und eigene Überlieferungslinien. Beide werden von Lodrö Rinpoche gelehrt.
Voraussetzungen für die Praxis des Chöd
Praktizierenden, die mit dem Chöd beginnen möchten, sollten Vorkenntnisse im Vajrayana (Kriyatantra, Anuttarayogatantra) mitbringen. Eine gewisse Stabilität in der Dharma-Praxis ist für die Chöd-Ausbildung notwendig. Empfehlenswert sind dabei vorbereitende Vorträge und Übungen, im Rahmen eines Kurses oder eines Retreats.
Die Himmelsöffnende Einweihung
Der Einstieg in die Chöd-Ausbildung ist die Himmelsöffnende Einweihung, entweder nach der Wensa- oder der Shiwa Lamsab-Tradition. Der Erhalt dieser Einweihung gibt die Erlaubnis, Belehrungen zum Chöd zu hören oder zu lesen und mit der Praxis des Chöd zu beginnen.
Die Module
Zu Anfang der Ausbildungsmodule gibt Rinpoche jeweils eine Einweihung in die entsprechende Tradition. Ergänzend gewährt er dazu weitere Einweihungen. Die 9-Tage-Module sind gemäss einem klassischen Retreat mit vier Sitzungen aufgebaut. Jeweils am Morgen erklärt Rinpoche die Praxis oder gibt Erklärungen zur Theorie des Chöd. Am Nachmittag gehen die Schüler individuell oder in kleinen Gruppen in die Natur, in den Wald oder die Berge, um Chöd in zwei Sitzungen zu üben. Am Abend singt die Gruppe, in der Regel gemeinsam mit Rinpoche, eine Chöd-Praxis.
Am Chöd Interessierte
Am Chöd Interessierte sollten individuell mit Lama Lodrö Rinpoche Kontakt aufnehmen, um den persönlichen Einstieg zu finden. Zu erreichen ist Rinpoche im Zentrum Samdup Dölma Ling in Erlenbach: dharma@ganden.ch